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Im Bevölkerungsrat werden ab November 100 Personen aus der ganzen Schweiz über das Thema steigende Gesundheitskosten diskutieren. Die 100 Personen sind nun bekannt. Doch, wie ist der Bevölkerungsrat zusammengesetzt?
Der Bevölkerungsrat soll die Vielfalt der Schweizer Bevölkerung möglichst gut abbilden. Da sollen also Elektrikerinnen neben Kindergärtnern und Rentnerinnen neben Jugendlichen sitzen. Damit diese Diversität zustande kommt, wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zufällig ausgelost.
In einem ersten Schritt wurden rund 22'000 Personen über 16 Jahren und unabhängig ihrer Staatsbürgerschaft aus dem Stichprobenrahmen des Bundesamts für Statistik gezogen. Diese Personen wurden brieflich angeschrieben und zur Teilnahme am Bevölkerungsrat eingeladen. Bei Interesse an einer Teilnahme konnten sie sich für die zweite Zufallsauswahl registrieren. Hierfür gaben die interessierten Personen Informationen über ihr Alter, Bildung und politischer Einstellung an. Insgesamt meldeten sich 2'004 Personen für die Teilnahme am Bevölkerungsrat an. Mithilfe dieser Angaben wurden am 25. Juni 2024 im Polit-Forum Bern 100 Personen ausgelost, die am Bevölkerungsrat teilnehmen werden.
Anhand der nachfolgenden Abbildungen wird die Zusammensetzung des Bevölkerungsrats 2025 im Vergleich zur Schweizer Wohnbevölkerung sowie im Vergleich zu den 2'004 Personen, die sich für die Teilnahme am Bevölkerungsrat angemeldet haben, veranschaulicht.
Während sich mehrheitlich männliche Personen für den Bevölkerungsrat anmeldeten, konnte diese Verzerrung mit dem zweiten Losverfahren wieder ausgeglichen werden (Die Daten stammen vom Bundesamt für Statistik und beruhen auf dem binären Geschlechterverhältnis des Schweizer Rechts).
Im Bevölkerungsrat ist die Alterskategorie «25-39 Jahre» im Vergleich zur Gesamtbevölkerung leicht weniger stark vertreten und die Alterskategorie «40-64 Jahre» leicht stärker vertreten.
Basierend auf bisherigen Erfahrungen von Rekrutierungsverfahren für Bürgerräte ist das Kriterium «Bildung» besonders herausfordernd, um eine ausgewogene Verteilung zu erreichen. Personen ohne nachobligatorische Schulbildung nehmen nicht nur weniger häufig an Wahlen und Abstimmungen teil, sondern sind auch bedeutend schwerer für intensivere Beteiligungsformen zu gewinnen. Umgekehrt sind Personen mit höherem Bildungsniveau überdurchschnittlich bereit, sich an Bevölkerungsräten zu beteiligen. Mit dem zweiten Losverfahren konnte diese Verzerrung grösstenteils ausgeglichen werden. Es bleibt jedoch eine leichte Untervertretung von Personen ohne nachobligatorische Bildung im Bevölkerungsrat bestehen.
Das zweistufige Losverfahren wird bei Bevölkerungsräten mehrheitlich dafür eingesetzt, ein möglichst genaues Abbild der Gesamtbevölkerung (deskriptive Repräsentation) zu erreichen. Dies garantiert jedoch noch nicht, dass in einem Bevölkerungsrat auch eine hohe Vielfalt an unterschiedlichen Meinungen und Sichtweisen vertreten ist. Aus diesem Grund wurde für den Bevölkerungsrat auch eine Kategorie zur politischen Einstellung berücksichtigt. Das Ziel für die Verteilung im Bevölkerungsrat war es, eine möglichst gleichmässige Verteilung von unterschiedlichen politischen Einstellungen zu erreichen.
Mit der Kategorie «Abstimmungshäufigkeit» wurde erfasst, wie regelmässig sich die angemeldeten Personen an Wahlen und Abstimmungen beteiligen. Diese Kategorie ermöglicht es, gezielt die Sichtweisen und Perspektiven derjenigen einzubinden, die sich ansonsten nicht oder weniger stark an etablierten Beteiligungsformen beteiligen.
Ähnlich wie bei der Bildungskategorie ist eine möglichst ähnliche Verteilung wie in der Bevölkerung schwierig zu erreichen. Dies zeigt sich anhand der Verteilung unter den angemeldeten Personen, bei der diejenigen, die sich oft oder immer an Wahlen und Abstimmungen beteiligen, übermässig vertreten sind im Vergleich zu denjenigen, die sich selten oder gar nicht beteiligen. Mit dem zweiten Losverfahren konnte diese Verzerrung grösstenteils ausgeglichen werden. Es bleibt jedoch eine leichte Untervertretung von Personen im Bevölkerungsrat bestehen, die sich kaum politisch beteiligen.
Eine weitere Kategorie erfasst, ob die Personen im Bevölkerungsrat in einem städtischen, intermediären oder ländlichen Raum wohnhaft sind. Und die letzte Kategorie erfasst, aus welcher Region der Schweiz die Personen aus dem Bevölkerungsrat stammen. Auch hier wurde Wert daraufgelegt, alle Regionen möglichst gleichmässig im Bevölkerungsrat abzubilden, was zu einer leichten Übervertretung der Zentralschweiz und dem Tessin innerhalb des Bevölkerungsrats führt.
Insgesamt zeigt sich, dass mit dem zweistufigen Losverfahren im Bevölkerungsrat ein äusserst vielfältiges Abbild der Schweizer Wohnbevölkerung erreicht werden konnte. Damit wird ermöglicht, dass der Bevölkerungsrat die Meinungsvielfalt und die unterschiedlichen Erfahrungen der Schweizer Bevölkerung abbildet.
Das Format "Bevölkerungsrat" fördert den respektvollen Austausch zwischen Menschen mit unterschiedlichen Meinungen, um gegenseitiges Verständnis zu schaffen und gemeinsame Lösungen zu finden. Denn gemäss der kürzlich erschienenen Vielfaltsstudie des Gottlieb Duttweiler Institut umgibt sich die Schweizer Bevölkerung vorwiegend mit Gleichgesinnten.
Der Bevölkerungsrat trifft sich erstmals am Wochenende vom 16. und 17. November an der Universität Zürich und diskutiert über «steigende Gesundheitskosten».
Quellen für die Zahlen der Bevölkerung:
Andri Heimann & Loïc Schwab