Header

Suche

Die Reformvorschläge des Bevölkerungsrats

Von 10 Reformvorschlägen wurden in der Schlussabstimmung 6 angenommen. Anschliessend wurden sie von den Teilnehmenden priorisiert.

Reformvorschlag #1: Gesundheitskompetenzen in allen Lebenslagen stärken (87.5% Ja-Stimmen)

Ausgestaltung: Um sich gesund verhalten zu können, muss die Bevölkerung ausreichende Gesundheitskompetenzen haben. Dazu sollen die Gesundheitskompetenzen in allen Lebensphasen vermittelt und gestärkt werden. Um das umzusetzen, braucht es eine sektorübergreifende Zusammenarbeit zwischen Gesundheits-, Bildungs- und Sozialwesen.

Argument dafür: Bildung fördert gesunde Lebensweisen und senkt langfristig Gesundheitskosten.

Reformvorschlag #2: Ein nationales Gesundheitsgesetz einführen (75% Ja-Stimmen)

Ausgestaltung: Das Schweizer Gesundheitssystem ist primär auf die Behandlung von Krankheiten ausgerichtet. Auf nationaler Ebene ist das KVG (Bundesgesetz über die Krankenversicherung) die wichtigste gesetzliche Grundlage. Eine gesetzliche Basis für ein umfassendes Gesundheitssystem, das sowohl die Krankenversorgung als auch die Förderung und Erhaltung der Gesundheit einschliesst, ist aktuell nicht vorhanden. Das Schweizer Gesundheitssystem ist stark föderalistisch geprägt, wobei Aufgaben und Verantwortlichkeiten auf Bund, Kantone und Gemeinden verteilt sind.

Argument dafür: Einheitliche Regelungen verbessern die Gesundheitsförderung und -prävention.

Reformvorschlag #3: Ein nationales Kompetenzzentrum «Gesundheitsförderung und Prävention» einrichten (76.3% Ja-Stimmen)

Ausgestaltung: In der Schweiz kümmern sich viele verschiedene Akteure um Gesundheitsförderung und Prävention. Auch die Kantone spielen dabei eine wichtige Rolle. Das kann dazu führen, dass die Aktivitäten nicht immer gut aufeinander abgestimmt sind. Um Gesundheitsförderung und Prävention in der Schweiz zu stärken und besser zu koordinieren, soll ein nationales Kompetenzzentrum entstehen. Dieses Zentrum soll auf bereits bestehenden Strukturen aufbauen, bzw. an der Schnittstelle der bestehenden Strukturen geschaffen werden (z. B. an der Schnittstelle von Gesundheitsförderung Schweiz und BAG).

Argument dafür: Einfache Integration des Zentrums in bestehende Strukturen.

Reformvorschlag #4: Nationale Kampagnen für Gesundheitsförderung ausbauen (63.8% Ja-Stimmen)

Ausgestaltung: Nationale Kampagnen für Gesundheitsförderung können helfen, die Bevölkerung grossflächig zu erreichen, sie zu informieren und ihre Gesundheitskompetenzen zu stärken. Um solche Kampagnen im Bereich Gesundheitsförderung zu stärken, soll im BAG ein multidisziplinäres Kompetenzzentrum für Kampagnen entstehen, das sich aus Fachleu ten aus den Bereichen Gesundheit, Kommunikation und Wirtschaft zusammensetzt.

Argument dafür: Wissen trägt dazu bei, dass Menschen Verantwortung für ihre Gesundheit übernehmen können.

Reformvorschlag #5: Werbeverbot für nikotinhaltige und alkoholhaltige Produkte verschärfen (61.3% Ja-Stimmen)

Ausgestaltung: Ein Werbeverbot für nikotin- und alkoholhaltige Produkte zielt darauf ab, den Konsum dieser gesundheitsschädigenden Substanzen zu reduzieren und insbesondere Kinder und Jugendliche vor einem frühen Einstieg zu schützen. Für alkoholhaltige Produkte gibt es bereits Beschränkungen für Werbung, z. B. im Jugendbereich. Die Annahme der Volksinitiative «Kinder und Jugendliche ohne Tabakwerbung» im Jahr 2022 zeigt zudem den kla ren Willen der Bevölkerung, die Werbung für solche Produkte einzuschränken.

Argument dafür: Ein Werbeverbot schützt Kinder und Jugendliche vor gesundheitsschädlichen Substanzen.

Reformvorschlag #6: Lenkungssteuern für Tabak und Alkohol erhöhen, für Zucker einführen (52.5% Ja-Stimmen)

Ausgestaltung: Eine Lenkungssteuer auf Tabak, Alkohol und Zucker soll dazu beitragen, dass die Menschen weniger von diesen Produkten konsumieren. Durch höhere Preise wird der Kauf unattraktiver, was langfristig helfen kann, Gesundheitsprobleme und Folgekosten für die Gesellschaft zu verringern.

In der Schweiz gibt es bereits solche Lenkungssteuern auf Tabak und Alkohol, aber noch keine auf zuckerhaltige Produkte. Der Vorschlag ist, die bestehenden Steuern auf Tabak und Alkohol zu erhöhen und zusätzlich eine Steuer auf Zucker einzuführen.

Argument dafür: Höhere Preise senken den Konsum dieser Produkte und stärken die Prävention.

Die ausführlichen Ergebnisse zu den Reformvorschlägen (Abstimmungsresultate, Priorisierungswerte, Argumente dafür und dagegen) gibt es im Abschlussbericht des Bevölkerungsrats (PDF, 6 MB).

Abgelehnte Reformvorschläge

  • Subventionen für die Herstellung und Vermarktung von alkoholhaltigen und nikotinhaltigen Produkten abschaffen
  • Label für Unternehmen zum Wohlergehen des Personals stärken
  • Vorsorgeuntersuchungen, Blutuntersuchungen und Check-ups für mentale Gesundheit in die obligatorische Grundversicherung (OKP) aufnehmen
  • Arbeitgebende verpflichten, Massnahmen zur Gesundheitsförderung umzusetzen

Die Ablehnung erfolgte aufgrund wirtschaftlicher Bedenken, mangelnder Effektivität und zusätzlicher Bürokratie.